Roland Heuer
Die häufig gestellte Frage: Wie bist du zum Zaubern gekommen?
Ja, es war auch bei mir der berühmte Zauberkasten unter dem Weihnachtsbaum. Wie alt ich war, weiß ich nicht mehr genau, aber ich weiß genau, dass ich zunächst maßlos enttäuscht war: Das sollte Zaubern sein? Mit so Plastikringen und anderem Krimskrams…
Erst als ich der versammelten Weihnachtsgesellschaft die ersten schnell ausprobierte Tricks vorführte und anerkennende Ahs und Ohs erhielt, wurde ich doch neugierig und beschäftigte mich mit dem Inhalt des Zauberkastens etwas näher.
Ja, und einige Jahre später war dann da ein netter Mensch, ein Nachbar. Er war im Hauptberuf Kaminkehrer. Er brachte mir einige Kunststücke bei und schenkte mir einige Requisiten – unter anderem einen Klappzylinder, den ich noch heute besitze.
Als ich dann etwa 23, 24 Jahre alt (jung) war, ging es richtig los. Ich zauberte überall, wo es eine Möglichkeit gab: Bei privaten Festen, Weihnachtsfeiern und auf Reisen in den Hotelbars.
Zurück zum Anfang…
Ich wurde 1954 in Augsburg als Sohn einer Sängerin und eines Komponisten und Konzertpianisten geboren.
Mit 5 Jahren begann ich mit dem Klavierspiel, an meinem
6. Geburtstag bekam ich eine Geige und erhielt bald darauf meinen ersten Unterricht.
Es war für mich immer klar, dass ich Musiker werde.
Bereits mit 14 Jahren stand ich im Stadttheater meiner Heimatstadt Augsburg als violinspielender Solist in der Operette „Gräfin Mariza“ auf der Bühne.
Mit 15 hatte ich einen Vertrag als Konzertmeister im Kurorchester Lindau (ein Salon-Orchester, das es damals noch gab!).
Mit 17 Jahren erhielt ich einen Aushilfsvertrag im Orchester der Städtischen Bühnen Augsburg. Ein halbes Jahr später begann ich mein Musikstudium an der Musikhochschule in Köln.
1977 erhielt ich meine erste Festanstellung im Württembergischen Kammerorchester Heilbronn. Reisen fast um die ganze Welt schlossen sich an. Während der oft stundenlangen Busfahrten vertiefte ich mich in meine Zauberbücher, u.a.: „Handbuch der Magie von Jochen Zmeck.“ Nach den abendlichen Konzerten zauberte ich nachts in den Hotels an der Bar. Es war die wildeste Zeit meiner ziemlich improvisierten Zauberei.
Schließlich wurde ich auf den Magischen Zirkel von Deutschland (MZvD) und seinen Ortszirkel in Heilbronn aufmerksam und wurde als Gast aufgenommen. Leider konnte nur selten an den Zirkelabenden teilnehmen aber ich erinnere mich gerne an diese Zeit und an die freundlichen Ratschläge der Heilbronner Zauberer.
1980 wechselte ich vom Heilbronner Kammerorchester zum Staatsorchester Stuttgart (Staatsoper Stuttgart).
Während meiner Probezeit im Staatsorchester machte ich gleichzeitig in Stuttgart die Aufnahmeprüfung für den MZvD und besuchte so oft es ging die Vorstellungen von Marvelli junior, dem großartigen legendären Zauberkünstler, der zu dieser Zeit in seinem Zelt in Stuttgart gastierte.
Nun hatte ich plötzlich keine Zeit mehr für die Zauberkunst. Da waren die neuen und vielfältigen Aufgaben an meinem neuen Arbeitsplatz in Stuttgart. Im Sommer 1981 hatte ich für drei Monate einen Vertrag als Konzertmeister an der Oper in Palermo, ab 1982 spielte ich mehrere Jahre während des Sommers im Orchester der Bayreuther Festspiele. Daneben hatte ich über 10 Jahre einen Lehrauftrag an der Musikhochschule in Trossingen und über zwei Jahrzehnte betreute ich organisatorisch und musikalisch zwei von mir geleitete Konzertreihen mit klassischer Kammermusik in Asperg bei Ludwigsburg und in Stuttgart. Hier gaben meine Frau und ich zusammen mit Freunden und großartigen Musikerkollegen weit über 100 Konzerte mit Einführungen.
35 Jahre dauerte es, bis ich 2015 erstmals wieder ein Zauberbuch in die Hände nahm – es war die Große Kartenschule von Roberto Giobbi, ein Buch, das mich sofort fesselte. Noch mehr: Durch Zufall (?) hatte ich das Glück, Roberto und seine liebenswerte Frau Barbara im Sommer 2015 bei den Zaubertagen in Hintertux persönlich kennenzulernen.
Es wurde eine herzliche, freundschaftliche Beziehung daraus, ebenso wie 2019 am gleichen Ort mit Jörg Alexander und der wunderbaren Carola. Jörg riet mir, unbedingt Musik und Zauberkunst zu verbinden und arbeitete sofort mit mir an einem großartigen musikalisch-mentalen Effekt.
Nun bin ich im Ruhestand und habe endlich alle Zeit zum Lesen, Studieren, Auftreten…
So, das ist jetzt ziemlich ausführlich geworden. Aber wenn Sie bis hierher gelesen haben, freut es mich, danke!